Die Personzentrierte Psychotherapie wurde in den 1950er-Jahren vom amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten Carl R. Rogers (1902–1987) entwickelt.
Eine seiner zentralen Überzeugungen lautet: Jeder Mensch trägt ein enormes Potenzial für persönliches Wachstum und Entwicklung in sich. Dieses innewohnende Streben nach Entfaltung wird im personzentrierten Ansatz als Aktualisierungstendenz bezeichnet. Lebenserfahrungen – etwa durch Belastung, Zurückweisung oder Anpassungsdruck – können diesen natürlichen Prozess jedoch beeinträchtigen oder blockieren.
Doch wie kann dieses Potenzial wieder ins Fließen kommen?
Rogers entdeckte in seiner therapeutischen Arbeit, dass Menschen dann Zugang zu ihrem inneren Wachstum finden, wenn ihnen nicht mit Bewertungen oder Ratschlägen begegnet wird, sondern mit echtem Verstehen. Entscheidend war für ihn, die Sichtweise seiner Klientinnen und Klienten möglichst genau nachzuvollziehen – ohne Urteil, mit tiefem Respekt. Nicht der Therapeut, sondern die Klientinnen und Klienten selbst sind die Experten und Expertinnen ihres Erlebens.
Der personzentrierte Ansatz geht davon aus, dass in jedem Menschen die Kraft vorhanden ist, sich weiterzuentwickeln und positive Veränderung in Gang zu setzen. Ziel der Therapie ist es daher, Bedingungen zu schaffen, unter denen sich diese Kraft entfalten kann – Bedingungen, die Wachstum, Problemlösung und innere Klärung ermöglichen.
Im Zentrum steht also nicht das Problem allein, sondern vor allem das Potenzial zur Lösung. Diese konsequent ressourcen- und entwicklungsorientierte Haltung ist ein wesentliches Merkmal der Personzentrierten Psychotherapie – und unterscheidet sie von vielen anderen therapeutischen Verfahren.